Fouad Sélim Matouk 

Der christliche Araber Fouad Sélim Matouk (1902-1978) wurde in Damaskus geboren. Er floh unter antichristlichem Druck nach Ägypten, wo er im Getränkehandel tätig war. Seine aus Liebhaberei entstandene Skarabäensammlung ist nach den Sammlungen im Ägyptischen Museum Kairo und dem British Museum in London die weltweit drittgrösste dieser Art. 1960 emigrierte Matouk nach der Verstaatlichung seines Geschäftes unter Nasser in den Libanon. Nach dem Ausbruch des libanesischen Bürgerkrieges 1976 schaffte er seine Sammlung in die Schweiz, wo sie dank finanzieller Unterstützung des Bundes zum grössten Teil in den Besitz der Universität Fribourg überging und von Othmar Keel betreut und erweitert wird.

Die Sammlung F.S. Matouk

Die Sammlung umfasst 6668 altägyptische Siegelamulette, 6169 Stück davon mit gravierten Unterseiten, mehrheitlich Skarabäen, aber auch 100 frühe design amulets, der Rest besteht aus ungravierten Skarabäen und Skaraboiden sowie Käferamuletten. Dazu kommen 1852 altägyptische Amulette und Kleinbronzen. Matouk hat seine Sammlung nicht unter ästhetischem, sondern unter dem wissenschaftlich interessanteren Gesichtspunkt der typologischen Entwicklung von Form und Dekoration zusammengestellt.

Zwölf altägyptische Amulette aus dem 3.-1. Jt. v. Chr. der ehemaligen Sammlung F.S. Matouk:Obere Reihe: Udschat-Auge (das im Bruderkampf verletzte, von der zauberkräftigen Mutter Isis wiederhergestellte Auge des Horus – ein aspektreiches Regenerationssymbol; Fayence; ÄA 1983.168), Herz (Lebenskraft, Sitz des Gewissens; Achat; ÄA 1983.307), Bein (Beinschutz für Verstorbene; Karneol; ÄA 1983.261), Achet («Stelle am Himmel, wo die Sonne aufgeht», Symbol bzw. Wunsch für den auferstehenden Toten; Bergkristall; ÄA 1983.610).Mittlere Reihe: Horusknabe zwischen Throngöttinnen und Hebammen Nephthys und Isis (Schutz für Kinder; Fayence; ÄA 1983.1334), Bes (Beschützer der Schwangeren und Wöchnerinnen; Karneol; ÄA 1983.1619), Osiris (Herr der Unterwelt; opakes Glas; ÄA 1983.1531), Dsched-Pfeiler (Symbol für «Dauer, Ewigkeit, Unsterblichkeit»; Fayence; ÄA 1983.639).Untere Reihe: Palmette (Element für reihige Halsketten, die Frische und Lebenskraft evozieren; Fayence; ÄA 1983.552), Mutterschwein (Symbol der Himmelsgöttin Nut, die ihre Kinder, die Gestirne verschlingt und wieder gebiert; Fayence; ÄA 1983.1443), Gänsegeierweibchen (Verkörperung der Muttergöttin Nechbet; opakes Glas; ÄA 1983.2111), Lotosblume (Schöpferkraft des Urwassers Nun, aus dem alles Leben entsteht; vielleicht eine Möbelapplike; Fayence; ÄA 1983.431).
Sechs altägyptische Siegelamulette des 14./13. Jh. v. Chr. der ehemaligen Sammlung F.S. Matouk, die den Pharao bei verschiedenen «Amtshandlungen» zeigen.Obere Reihe: Niederschlagen der Feinde (ÄS 1983.5780), auf Kampfwagen (ÄS 1983.1418), vor einer falkenköpfigen Gottheit (ÄS 1983.5768)Untere Reihe: Bei der Löwenjagd (ÄS 1983.3269), in der Barke des Sonnengottes (ÄS 1983.195), beim Erschiessen eines Feindes (ÄS 1983.5805).

Publikationen

  • F.S. Matouk, Corpus du scarabée égyptien. Vol. I: Les scarabées royaux, Beyrouth o.J. (1971; enthält die Publikation von 904 Stücken der Sammlung).
  • F.S. Matouk, Corpus du scarabée égyptien. Vol. II: Analyse thématique, Beyrouth o.J. (1971; enthält die Publikation von 2480 Stücken der Sammlung).
  • A. Ward, Studies on Scarab Seals. Vol. I: Pre-12th Dynasty Scarab Amulets, Warminster 1978 (enthält unter 391 diskutierten Siegeln 63 Stück aus der Sammlung F.S. Matouk).
  • B. Jaeger, Essai de classification et datation des scarabées Menkhéperrê (OBO.SA 2), Freiburg CH/Göttingen 1982 (enhält ca. 130 Stücke der Sammlung F.S. Matouk, davon 85 erstmals veröffentlichte).
  • A. Wiese, Studien zum Bild des Königs auf Skarabäen und verwandten Siegelamuletten. Mit Publikation des einschlägigen Materials aus der Sammlung F.S. Matouk (OBO 96), Freiburg CH/Göttingen 1990 (enthält u.a. 113 Stücke aus der Sammlung F.S. Matouk und 7 weitere Stücke der Sammlungen BIBEL+ORIENT).
  • A. Wiese, Die ägyptischen Stempelsiegel der 6. bis frühen 12. Dynastie (2325-1900 v. Chr.). Eine typologische und religionsgeschichtliche Untersuchung zu den «Knopfsiegeln» und verwandten Stempelsiegeln aus dem ausgehenden Alten Reich, der Ersten Zwischenzeit und aus dem frühen Mittleren Reich (OBO.SA ) FreiburgCH/Göttingen 1996 (enthält u.a. 114 Stücke aus der Sammlung F.S. Matouk).
  • Ch. Uehlinger, Die Sammlung ägyptischer Siegelamulette (Skarabäensammlung Fouad S. Matouk), in: O.Keel/Ch. Uehlinger, Altorientalische Miniaturkunst. Die ältesten visuellen Massenkommunikationsmittel. Ein Blick in die Sammlungen des Biblischen Instituts der Universität Freiburg Schweiz, Freiburg CH/Göttingen 1996, 58-86 (2. erw. Auflage; Überblick über die Sammlung mit Abbildung von ca. 170 Objekten).
  • Madeleine Gasser/Othmar Keel/Claudia Müller-Winkler, Die Sammlung ägyptischer Amulette und Bronzen, in: O.Keel/Ch. Uehlinger, Altorientalische Miniaturkunst. Die ältesten visuellen Massenkommunikationsmittel. Ein Blick in die Sammlungen des Biblischen Instituts der Universität Freiburg Schweiz, Freiburg CH/Göttingen 1996, 93-118 (2. erw. Auflage; Überblick über die Sammlung mit Abbildung von ca. 170 Objekten).